Bleiburg 2021 – kleine Feier, lahme Arbeitsgruppe und kaum Antworten

    (6.5.2021) Am 15. Mai 2021 sollte am Loibacher Feld/Libuško polje das diesjährige Ustaša-Treffen stattfinden. Sollte, weil noch immer das Coronavirus die Tagespolitik bestimmt und Grenzen weiterhin nur schwer passierbar sind – auch für die zahlreichen „Pilger“ aus Kroatien und Deutschland, die sonst das Festgelände besuchen.

    Coronabedingt tote Hose auf der Ustaša-Gedenkstätte, 14. Mai 2020.

    Rückblick auf letztes Jahr

    Wir erinnern uns: auch letztes Jahr fiel die Feier den Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus zum Opfer. Allerdings nicht ohne das typische Verwirrspiel von Bleiburger Ehrenzug, Kirche und Sicherheitsbehörden: die Diözese Gurk fühlte sich nicht zuständig, der Ehrenzug meldete eine Versammlung an und zog die Anmeldung wieder zurück und die LPD Kärnten beförderte die Veranstaltung kurzerhand aus dem österreichischen Rechtsrahmen und erklärte sie zur „Verbalnoten-Feier“. Am Ende legt tatsächlich der kroatische Botschafter in Österreich Daniel Glunčić einen Kranz nieder – allerdings bereits am frühen Morgen, wohl auch um der angemeldeten Demonstration auszuweichen.

    Trotz der abgesagten Gedenkfeier kamen einschlägige Besucher*innen, unter anderem auch eine Gruppe aus Oberösterreich, die die anwesenden Demonstrierenden, unter ihnen Vertreter*innen jüdischer Organisationen, am liebsten nach Treblinka geschickt hätten (siehe dazu unsere Nachbetrachtung zur Feier 2020) – dazu später mehr.

    In Sarajevo, wohin die Messe 2020 verlegt wurde, stieß diese auf großen Widerstand. Zehntausende Menschen demonstrierten dagegen, sogar das sonst zerstrittene bosnische Staatspräsidium sprach sich in seltener Einigkeit dagegen aus. Einzig die Gedenkfeier in Zagreb verlief ohne größeren Widerstand. An der Feier nahmen der Großteil des „kroatischen“ Bleiburger Ehrenzugs (der Verein hat ein binationales Doppelleben) und einige Vertreter*innen von Regierung, Verwaltung und der Parteien teil. Auch die kroatischen Soldaten, die sonst in Bleiburg/Pliberk aufmarschieren, nahmen am Mirogoj-Friedhof in Zagreb unter Ausschluss der breiteren Öffentlichkeit Aufstellung und legten Kränze nieder.

    "Bleiburger Dialogtage"

    Dialogtage

    Auch ein Herzensprojekt des eben wiedergewählten Bleiburger Bürgermeisters Stefan Visotschnig – die Bleiburger Dialogtage – mussten ein weiteres Mal verschoben werden. In einem aktuellen Kurier-Artikel (23.04.2021) lässt sich entnehmen, dass die Dialogtage erneut auf Herbst verschoben werden und weiter unter dem Motto „Versöhnen“ und der Grundlage, „nicht bewerten“ zu wollen abgehandelt werden soll.

    „Man sei eine Kultur­ und Sportstadt, aber keine Faschistenhochburg.“ Es bleibt die Frage offen, ob man die Faschist*innen los wird, wenn man diese nicht „bewertet“ und als solche benennt, sondern weiterhin umsorgt, der Feier Parkplätze zur Verfügung stellt und ihre Vertreter*innen auf ein Bier trifft (Link). Mehr Infos zu den Dialogtagen in diesem Bericht aus 2020.

    Verbot der Feier. Oder: „Wenn du nicht mehr weiter weißt,...“

    Auf politischer Ebene nahm letztes Jahr die Diskussion rund um ein Verbot des Treffens an Fahrt auf. Ende Mai wurde von ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS – also vier Parteien, die gemeinsam 83% der Abgeordneten im Nationalrat stellen – ein Entschließungsantrag eingebracht,[1] der den Innenminister auffordert, Möglichkeiten zur Untersagung des Treffens in Bleiburg/Pliberk zu prüfen. Nachdem der Antrag im Innenausschuss einstimmig angenommen wurde (die FPÖ sprach von einem „Abstimmungsfehler“), wurde der Antrag schließlich am 20. Juli 2020 im Hauptausschuss mehrheitlich angenommen.

    „...dann bilde einen Arbeitskreis“

    Innenminister Nehammer entschied, dass diese Verbots-Prüfung in einer Arbeitsgruppe geschehen soll. In dieser sind, so hat der Standard herausgefunden, „Experten aus den Bereichen Recht, Politik- und Geschichtswissenschaften [eingebunden, zudem] das Innenministerium, das Bundeskanzleramt, das Außenministerium, das Justizministerium, aber auch die Kärntner Landesregierung."[2] Einer BMI-OTS war zur Zusammensetzung zu entnehmen: „Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft, verschiedener Ministerien, des Verfassungsdienstes, des Landes Kärnten, der zuständigen Bezirkshauptmannschaft, der Diözese Kärnten, des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW) sowie von Sicherheitsbehörden"[3]. Stellt sich die Frage: Was hat die Katholische Kirche als Mitveranstalterin der jährlichen Ustaša-Feier in der Arbeitsgruppe zu dessen Verbot zu suchen?

    Auftrag und Zeitplan: Bericht bis Mai 2021 an Nationalrat?

    Einer aktuellen Anfragebeantwortung entnehmen wir dazu: „Die multidisziplinär zusammengesetzte Arbeitsgruppe beschäftigt sich, beginnend mit dem geschichtlichen Hintergrund, eingehend mit der Entstehung und Entwicklung des Gedenkens am Bleiburger Feld sowie dessen einfach-, verfassungs-und völkerrechtlichen Rahmenbedingungen. Sobald der Bericht vorliegt, werde ich diesen dem Nationalrat zur Verfügung stellen."[4] Und da sich die Beschlussformel des Entschließungsantrags ja konkret auf die Feier 2021 (...“Gedenkfeier in Bleiburg/Pliberk (...) im Jahr 2021 und in den Folgejahren zu unterbinden“) bezieht, ist davon auszugehen, dass in den nächsten Tagen eine Entscheidung fällt und verlautbart wird.

    Dem Vernehmen nach tagte die Arbeitsgruppe lediglich vier Mal, das erste Mal im September 2020, das vierte Mal im April 2021.[5] Etwas stutzig macht die Auskunft des BMJ, der nach das BMI das Mayer-Gutachten den Mitgliedern der Arbeitsgruppe erst am 10. März 2021 übermittelt habe.[6] Dr. Heinz Mayer kam im Auftrag der BH Völkermarkt im April 2019 zum Schluss, dass die Feier auf Basis der bestehenden Gesetze verboten werden kann und, mit Verweis auf die Geschehnisse der Vorjahre, verboten werden muss. Das sah der Bezirkshauptmann von Völkermakt bekanntlich anders und ließ die Feier weiter stattfinden (siehe unser Artikel Nachbetrachtung 2019). Dabei stellt sich schon die Frage, was die Arbeitsgruppe seit September 2020 getan hat, wenn den Mitgliedern das zentrale Dokument für ein Verbot erst ein halbes Jahr später vorgelegt wird.

    Verbot, Nicht-Verbot oder Aufschub?

    Der Kurier äußert in seinem Artikel eher Zweifel an einem Verbot: „Ob es wirklich zu einem Verbot des Treffens in Bleiburg kommt, darf aber angezweifelt werden. Wie vorsichtig das Ministerium beim Verbot von Veranstaltungen ist, hatten zuletzt die Corona­Demonstrationen bewiesen.“[7] Ob das eine Mutmaßung ist oder sich vielmehr auf einen off-the-record-Kommentar des BMI gegenüber dem Kurier bezieht?

    Überhaupt stellt sich die Frage, ob es zu einer Entscheidung kommt oder ob man einfach die Entscheidung bis 2022 aufschiebt, wenn sich wieder Zehntausende Apologet*innen des kroatischen Faschismus auf die Reise machen.

    Ustaša-Feiern bisher ohne Anmeldung

    Die Grünen haben im Februar 2021 zwei parlamentarische Anfragen gestellt, eine an Innenminister Nehammer, eine an Justizministerin Zadić (alle zu finden hier). In den Myriaden von Fragen und Begründungen für deren Nicht-Beantwortung verstecken sich dann schon einige interessante Details.

    So geben die Anfragebeantwortungen Einblick in die Abläufe der jährlichen Feiern. Beachtlich: Nicht die Veranstalter (der Ustaša-Verein „Bleiburger Ehrenzug“ samt Katholischer Kirche) werden bei der Behörde vorstellig, um die anstehende Feier anzumelden, sondern die Behörde geht von sich aus von deren Durchführung aus und kontaktiert den Veranstalter.

    Beispiel Ustaša-Feier 2015: „Die Sicherheitsbehörden standen im Kontakt mit den organschaftlichen Vertretern des Vereines „Bleiburger Ehrenzug.“ Die Kontaktaufnahme wurde von der Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt und der Landespolizeidirektion Kärnten initiiert. (...) Es fanden jedoch im Zeitraum von Ende Jänner bis Anfang Mai 2015 mehrere persönliche Besprechungen bei der Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt und in der Gemeinde Bleiburg statt."[8] Selber Ablauf auch 2016, 2017, 2018, 2019. Immer meldet sich Bezirkshauptmann Klösch beim Veranstalter um zu erfragen, für welchen Tag er ihnen die halbe Gemeinde absperren soll, um dann öffentlich zu verkünden, er könne leider nichts gegen die Feier unternehmen.

    Keine Redetranskripte, keine Fotos, keine Akten

    Aus der Anfragebeantwortung des BMI erfährt man auch, dass die Behörde selbst die Reden nicht mitschneidet oder transkribiert. Auch liegen keine Fotos von Fahnen, Transparenten, Aufnähern usw. vor, da man diese bereits gelöscht hat. Das erklärt zumindest warum sich in der Symbole-Gesetz-Verordnung nur Ustaša-Symbole aus Wikipedia befinden: Weil man von den tatsächlichen Ustaša-Symbolen keine Fotos mehr hat. Es lässt auch Zweifel aufkommen, was die BMI-Arbeitsgruppe genau „beurteilt“, wenn es keine Fotos der Feier oder Transkripte der Reden gibt.

    In der Vergangenheit war das Innenministerium in dieser Sache ehrgeiziger. Aus den 1960ern bis 1970ern finden sich im Staatsarchiv zahlreiche Transkripte von Reden und Fotos der Gedenkfeier, allerdings versuchten die Behörden damals auch – im Gegensatz zur neueren Vergangenheit – die offene Verherrlichung der Ustaša zu unterbinden (Link zum Artikel "Ustaša-Fahne und ein „Vater unser“ für den Poglavnik"). Diese wertvolle Quelle wird der interessierten Öffentlichkeit in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stehen – die Akten von 2008 und 2009 wurden nämlich bereits geschreddert.[9]

    Gleichzeitig mit der Aufforderung, dass der Innenminister die Untersagung der Feier in Bleiburg/Pliberk prüfen soll, wurde er auch aufgefordert, die Verordnung verbotener Symbole hinsichtlich der Symbole der „Gruppierung Ustascha“ zu evaluieren.[10] Bekanntlich decken sich die in der Symbolegesetz-Verordnung aufgeführten Symbole nicht mit jenen, die in Bleiburg/Pliberk zur Schau gestellt werden (Siehe dazu unser Artikel zu den Symbolen während der Feier). Auch hier antwortet Innenminister Nehammer auf die Anfrage der Grünen, dass eine Arbeitsgruppe eingerichtet wurde.[11] Was sich in dieser Sache bisher getan hat, bleibt allerdings offen.

    "...alle eingesperrt hätten in Treblinka..."

    Obwohl 2020 nur eine überschaubare Zahl an Besucher*innen das Loibacher Feld/Libuško polje besuchte, geschah das nicht ohne anschließende Ermittlungen gegen Besucher*innen. Ein Besucher des Ustaša–Denkmals wünschte die dort stattfindende Demonstration von Antifaschist*innen bekanntlich ins Vernichtungslager Treblinka. Das BMJ teilte in der Anfragebeantwortung mit, dass der Täter gefunden und das Verfahren nach Verhetzung (§ 283, Z 1, Abs. 2) geführt wurde, dieses aber eingestellt wurde weil „[d]ie zitierte Aussage jedoch von keinem der anwesenden Beamten wahrgenommen werden [konnte]."[12] Angesichts der bisherigen Leistung der Kärntner Polizei hinsichtlich Erkennen rechtsextremer Handlungen verwundert die Einstellung nicht.

    2018 erstattete die LPD Kärnten aufgrund der zunehmenden medialen Kritik an der Untätigkeit der Kärntner Polizeibehörden eine Art Selbstanzeige wegen Amtsmissbrauch bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt. Wie wir jetzt wissen, wurde das Verfahren (wenig überraschend) eingestellt, interessant ist allerdings, dass sich die StA Klagenfurt mit der Sachverhaltsdarstellung der LPD Kärnten zufrieden gab und keine weiteren Akten anforderte.[13]

    Bože Vukušić gibt während der Ustaša-Feier 2015 der Presse für den Verein ein Interview, im Hintergrund die Festbühne. (Bild: AK Bleiburg/Pliberk, 2015)
    Wie dieser Screenshot von 1.5.2021 der Homepage des Vereins "Bleiburger Ehrenzug" beweist, zeigt die Homepage das Ustaša-Wappen und den Ustaša-Gruß "za dom spremni".

    Ehrenzug ohne Vorstand?

    Nachdem in den letzten drei Jahren bereits drei Mal der Vereinsobmann des Ustaša-Vereins „Bleiburger Ehrenzug“ (PBV) ausgetauscht wurde, steht der Verein aktuell (Stand 5.5.2021) ohne Vorstand da. Die Funktionsperiode des alten Vorstands lief Ende März aus. Es dürfte auch weiterhin so sein, dass der Ustaša-Verein „Bleiburger Ehrenzug“, der sowohl in Österreich als auch in Kroatien als Verein gemeldet ist, zwei parallele Vorstände hat.

    So hat man im österreichischen Verein „Bleiburger Ehrenzug“ ja etwa Bože Vukušić abmontiert, weil die Katholische Kirche nicht so gut auf Personen mit Vorstrafen zu sprechen war. Für den kroatischen Verein „Bleiburger Ehrenzug“ war Bože Vukušić, neben Milan Kovač, gerade erst wieder als Vereinsfunktionär beim kroatischen Parlamentspräsidenten, um sich die Bestätigung für die heurige Unterstützung abzuholen.[14]

    Bože Vukušić ist einer der zentralen Organisatoren der Ustaša-Feier, auch der Ausbau der Gedenkstätte 2003-2008 wurde von ihm angetrieben und die Festschriften der Ustaša-Gedenkstätte von ihm herausgegeben.[15] Über Bože Vukušić ist auch zu lesen, dass er „1984 in Karlsruhe zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, weil er dazu angestiftet haben soll, einen jugoslawischen Geheimdienstmitarbeiter zu töten.“[16] Anderwo, dass Bože Vukušić früher ein „Geheimdienstler“ war, „der wegen des Mordes an Jusuf Tatar 1983 in Deutschland zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, 1991 allerdings freikam.“[17] Ein Kärntner Grünen-Politiker stellte 2012 zu Bože Vukušić fest: „Der Herr Boze Vukusic kennt sich sehr gut aus mit Morden. Er ist ein Mörder, der in drei Staaten kriminell war und verurteilt ist. So einen Mörder zieht ihr mir in den Landtag. Mir ist wirklich schlecht. Bringt das bitte in Ordnung, so etwas lasse ich mir nicht gefallen.“[18]

    Auch auf der Homepage macht der PBV weiterhin kein Geheimnis aus seiner Einstellung – auf der Startseite werden Besucher*innen noch immer von einem Ustaša-Wappen und einem Bild mit dem Faschistengruß „Za Dom spremni“ begrüßt.

    Gedenkstätte ohne Besitzer?

    Nicht beantwortet wurde von Justizministerin Zadić die Frage, wem das Grundstück mit der Gedenkstätte nun gehört. Der Eigentümer ist ja im Sommer 2020 verstorben, das gerichtliche Verlassenschaftsverfahren noch anhängig. Anzunehmen wäre, dass Ilija Abramovic das Grundstück dem Verein „Bleiburger Ehrenzug“ vererbt hat. Wem nun aber genau das Feld gerade gehört, ist nicht bekannt, auch die Justizministerin kann es nicht sagen.[19] Auch das stellt natürlich ein ganz praktisches Problem für die Feier heuer dar: Wie könnte der Verein „Bleiburger Ehrenzug“ auf einem Feld, das noch Teil des Verlassenschaftsverfahrens ist, eine Gedenkfeier anmelden oder abhalten.

    Auch dieses Ustaša-Grab in Eisenkappel/Železna Kapla pflegt der Verein "Bleiburger Ehrenzug" für das Innenministerium. (Bild: AK Bleiburg/Pliberk, 2018)

    Grabpflege für die Republik durch Ustaša-Verein

    In Kärnten/Koroska gibt es zumindest drei Gräber, in denen einzelne Soldaten oder Offiziere der NDH-Armee bzw. der Ustaša begraben sind (Völkermarkt/Velikovec, Unterloibach/Spodnje Libuče, Eisenkappel/Železna Kapla). Durch ein Bundesgesetz aus 1948 verpflichtete sich die Republik Österreich, dass sie für die Pflege dieser „Gräber aller nach dem 1. September 1939 im Bundesgebiet beerdigten Personen, die im Zeitpunkt ihres Tode (...) Angehörige der Streitkräfte der am Krieg beteiligten Staaten waren“ zuständig ist, wobei das Innenministerium das Gesetz vollzieht.[20] Spannend ist in diesem Zusammenhang wieder die oben zitierte Anfragebeantwortung aus dem Innenministerium, wo es heißt „Dies [die Kriegsgräberfürsorge, Anm.] schließt die Gräber jugoslawischer Kriegstoter des II. Weltkrieges (Zivilisten, Angehörige der kroatischen Wehrmacht, kroatische Ustaschakämpfer, Domobranzen) in Kärnten ein. Diese werden vom Verein ‚Bleiburger Ehrenzug‘ gepflegt und erhalten.“[21] Unklar ist, ob der Verein dafür auch entschädigt wird oder dies auf eigene Kosten geschieht. Es entbehrt aber nicht einer gewissen Absurdität, dass die eine Sektion des Innenministeriums das Verbot der Feier des Ustaša-Vereins „Bleiburger Ehrenzug“ prüft und eine andere Sektion des Innenministerium ebendiesem Verein die Erfüllung eines Bundesgesetzes überträgt.

    Kranzniederlegung in Bleiburg – Messe in Kroatien

    Die diesjährige Ustaša-Feier fällt auf den 15. Mai 2021. Klar ist, dass keine große Feier im üblichen Umfang stattfinden können wird, es werden maximal ein paar hundert Personen sein. Die Erfahrungen des Jahr 2020 haben gezeigt, dass es sich trotzdem einige Personen nicht nehmen lassen, zum Ustaša-Denkmal in Bleiburg/Pliberk zu kommen.

    In den kroatischen Medien wurde bis jetzt erstaunlich wenig über die diesjährigen Gedenkfeiern berichtet. Fest steht nur, dass das offizielle Programm jenem von letztem Jahr ähnlich sein wird, also wieder eine Gedenkfeier mit hochrangiger politischer Beteiligung am Mirogoj-Friedhof in Zagreb stattfindet. Am Loibacher Feld/Libuško polje soll laut Mitteilung des kroatischen Parlaments wieder der kroatische Botschafter in Österreich einen Kranz niederlegen und ein Gebet stattfinden. Wann und in welchem Umfang diese Kranzniederlegung stattfinden soll, ist allerdings noch offen.[22]

    Eine interessante Änderung gibt es im Vergleich zum letzten Jahr: die Bischofsmesse findet nämlich anders als letztes Jahr nicht in Sarajevo, sondern in Udbina, in der Gespannschaft Lika-Senj im Nordwesten Kroatiens statt.[23] Der Ort ist nicht zufällig gewählt, steht dort doch seit 2010 die „Kirche der kroatischen Märtyrer“. Wie auch an anderen Orten am Balkan, wird auch dort heutiger Nationalismus mit einem Ereignis aus dem Mittelalter verbunden. Eine Schlacht aus dem Jahr 1493 dient als Anknüpfungspunkt für den „Leidensweg“ des kroatischen Volkes bis zur Unabhängigkeit 1991. Wenig überraschend findet sich auch in der Kirche in Udbina ein Gedenkstein für Bleiburg.[24] Offenbar will man mit der Verlegung Protesten gegen die Messe wie letztes Jahr in Sarajevo ausweichen. Ob das inmitten des Siedlungsgebiets der serbischen Minderheit in Kroatien gelingen wird, ist allerdings eine andere Frage…

    Auch heuer wird die Gedenkfeier (in welcher Form auch immer sie stattfinden wird) nicht ohne Proteste über die Bühne gehen: Mehrere Gruppen rufen am 15. Mai zu einer gemeinsamen Demonstration mit Start beim Bahnhof in Bleiburg/Pliberk (in Ebersdorf/Drveša vas) auf.[25]

    Wir werden jedenfalls vor Ort sein und vom Loibacher Feld/Libuško polje berichten!

     

    Quellen

    [1] Untersagung der Feier im Gedenken an das "Massaker von Bleiburg" (618/A(E)), Link: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/A/A_00618/index.shtml

    [2] Der Standard (Markus Sulzbacher), 22.04.2021: Unklarheiten rund um Faschistentreffen in Bleiburg/Pliberk, Link: https://www.derstandard.at/story/2000126013689/unklarheiten-rund-um-faschistentreffen-in-bleiburgpliberk

    [3] APA-OTS: Nehammer: Start der Arbeitsgruppe zu "Gedenken auf dem Loibacher Feld", Link: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200910_OTS0187/nehammer-start-der-arbeitsgruppe-zu-gedenken-auf-dem-loibacher-feld

    [4] Anfragebeantwortung 5525/AB vom 23.04.2021 zu 5493/J (XXVII. GP), Link: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_05525/index.shtml

    [5] APA-OTS: Nehammer: Start der Arbeitsgruppe zu "Gedenken auf dem Loibacher Feld", Link: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200910_OTS0187/nehammer-start-der-arbeitsgruppe-zu-gedenken-auf-dem-loibacher-feld

    [6] Anfragebeantwortung 5544/AB vom 23.04.2021 zu 5492/J (XXVII. GP), Frage 23a, Link: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_05544/imfname_948731.pdf

    [7] Kurier (Anja Kröll), 23.04.2021: Ustascha-Treffen: "Das tut weh, das sind wir nicht", Link. https://kurier.at/chronik/oesterreich/ustascha-treffen-das-tut-weh-das-sind-wir-nicht/401360996

    [8] Anfragebeantwortung 5525/AB vom 23.04.2021 zu 5493/J (XXVII. GP), Link: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_05525/index.shtml

    [9] Anfragebeantwortung 5525/AB vom 23.04.2021 zu 5493/J (XXVII. GP), Frage 77, Link: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_05525/index.shtml

    [10] APA-OTS: Nationalrat unternimmt Vorstoß zur Untersagung des Ustascha-Treffens in Bleiburg. Link: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200709_OTS0202/nationalrat-unternimmt-vorstoss-zur-untersagung-des-ustascha-treffens-in-bleiburg

    [11] Anfragebeantwortung 5525/AB vom 23.04.2021 zu 5493/J (XXVII. GP), Link: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_05525/index.shtml

    [12] Anfragebeantwortung 5525/AB vom 23.04.2021 zu 5493/J (XXVII. GP), Frage 74, Link: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_05525/index.shtml

    [13] Anfragebeantwortung 5544/AB vom 23.4.2021 zu 5492/J (XXVII. GP), Frage 19, Link: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_05544/imfname_948731.pdf

    [14] Predsjednik Sabora Jandroković održao radni sastanak s predstavnicima Hrvatske biskupske konferencije i Počasnog bleiburškog voda, Link: https://www.sabor.hr/hr/press/priopcenja/predsjednik-sabora-jandrokovic-odrzao-radni-sastanak-s-predstavnicima-hrvatske

    [15] PBV/Boze Vukusic: Bleiburger Memento, fotomonografia. Zagreb, 2009. Ante Kutlesa/Boze Vukusic Bleiburg -tragedija i nada, Zagreb, 2008.

    [16] taz.de, Tödliche Schlüsselübergabe, 15.01.2015, online unter: https://taz.de/!239033/

    [17] derstandard.at, Ausspionieren: Kroatischer Geheimdienst verärgert Nachbarn, 12.04.2019, online unter: https://www.derstandard.at/story/2000101246246/ausspionieren-und-diskreditieren-kroatischer-geheimdienst-veraergert-nachbarn

    [18] orf.at, 19.10.2012: Wirbel: Verurteilter Mörder im Landtag?, online unter: https://kaernten.orf.at/v2/news/stories/2553730/

    [19] Anfragebeantwortung 5544/AB vom 23.04.2021 zu 5492/J (XXVII. GP), Frage 24, Link: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_05544/imfname_948731.pdf

    [20] Bundesgesetz vom 7. Juli 1948 über die Fürsorge für Kriegsgräber aus dem ersten und zweiten Weltkrieg, online unter: https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10005217

    [21] Anfragebeantwortung 5525/AB vom 23.04.2021 zu 5493/J (XXVII. GP), Frage 76, Link: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/AB/AB_05525/index.shtml

    [22] Predsjednik Sabora Jandroković održao radni sastanak s predstavnicima Hrvatske biskupske konferencije i Počasnog bleiburškog voda, online unter: https://www.sabor.hr/hr/press/priopcenja/predsjednik-sabora-jandrokovic-odrzao-radni-sastanak-s-predstavnicima-hrvatske

    [23] Vice Vukojević za Direktno o programu obilježavanja stradanja na Bleiburgu, Link: https://direktno.hr/direkt/vice-vukojevic-za-direktno-o-programu-obiljezavanja-stradanja-na-bleiburgu-230148/

    [24] Crkva hrvatskih mučenika na Udbini, Link: https://hr.wikipedia.org/wiki/Crkva_hrvatskih_mu%C4%8Denika_na_Udbini

    [25] Demonstration gegen das Ustaša-Treffen in Bleiburg/Pliberk, Link: https://www.facebook.com/events/731046647590452