Das kroatisch-neofaschistische Universum in Australien am Beispiel Melbourne.

    Kroatische Neonazis feiern mit Hitlergrüßen den Sieg der kroatischen Nationalmannschaft auf der Ottakringerstraße.

    Gedenkveranstaltung für Bleiburg in Buenos Aires.

    Ustaša-Wappen prangt auf der Fassade der Kirche der kroatischen Gemeinde in Vancouver.

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    Am 7. Juli 2018 zeigten kroatische Fans nach dem Sieg der Kroatischen Nationalmannschaft bei den Männer-Fußball-Weltmeisterschaften entlang der Ottakringer Straße in Wien Ustaša-Fahnen und Hitlergrüße. Im April desselben Jahres wurden 14 Hooligans der Gruppe "Exil Boys" von Dynamo Zagreb wegen Wiederbetätigung angeklagt (und später auch verurteilt), nachdem sie die Gründung des NDH-Staats feierten und mit Hitlergrüßen posierten. Im April 2017 wurde nur durch Protest antifaschistischer Organisationen ein Konzert der rechtsextremen kroatischen Band "Thompson", das in Kremsmünster hätte stattfinden sollen, verhindert.

    Diese sind nur drei von zahlreichen Beispielen rechtsextremer Aktivitäten der kroatischen Diaspora in Österreich. Wie schon in einigen unserer Beiträge beschrieben, kann diese Diaspora auf eine lange rechtsextreme Tradition zurückblicken, die bis heute ungebrochen gepflegt wird, wie anhand der jährlichen Treffen in Bleiburg/Pliberk belegt werden kann.

    In diesem Beitrag soll es jedoch nicht um die Umtriebe rechter und rechtsextremer kroatischer Organisationen in Österreich gehen, sondern ein Blick auf die Diaspora in Australien geworfen werden. Die kroatischen Organisationen in Australien sind zwar in ihrem neofaschistischen Auftreten besonders ungeniert, stellen weltweit jedoch keine Ausnahme dar, wie folgend gezeigt wird.

    Die vor allem europaweiten aber auch weltweiten Aktivitäten der extremen Rechten Kroatiens können hauptsächlich auf die Emigration und Flucht nationalistischer Kroat_innen zurückgeführt werden. Einerseits wuchsen bestehende kroatische Gemeinden, andererseits bildeten sich neue aufgrund der Flucht unzähliger kroatischer Faschist_innen infolge der Repression des neuen Jugoslawischen Staates gegenüber Unterstützer_innen und Akteur_innen des Ustaša-Regimes. Diese Gemeinden stellten sich ab 1945 gegen Jugoslawien und gingen teilweise so weit, terroristische Gruppen gegen den sozialistischen Staat zu unterstützen. Bis heute stellen sich diese zumeist katholischen Gemeinden mehr oder minder offen in die Tradition des faschistischen Ustaša-Staates. Diese Gemeinden und Vereine sind eng vernetzt und Bollwerke des Antikommunismus, Antifeminismus und allgemeiner des Antiegalitarismus. Nennenswert ist vor allem die Emigration nach Argentinien, ein Land, in das sich nach 1945 auch Ante Pavelić, der Führer des faschistischen NDH-Staats, niederließ. In der argentinischen Hauptstadt werden jährlich Gedenkveranstaltungen für das angeblichen Massaker von Bleiburg abgehalten, wie auf einschlägigen Bildern zu sehen ist.

    Auch die kroatische Diaspora in Kanada darf hier nicht unerwähnt bleiben, so wurde der Gedenkstein am Loibacher Feld/ Libuško Polje von ehemaligen Ustaša aus Kanada finanziert. Hier sind vor allem die kroatischen Gemeinden in Toronto, Vancouver, Calgary und Windsor zu nennen. Die Fassade der kroatischen katholischen Kirche in Vancouver zum Beispiel lässt wenig Interpretationsspielraum bezüglich der Gesinnung der Gläubigen über: ein riesiges NDH-Wappen prangt als Fenster auf der Fassade der Kirche wie am Foto zu sehen ist.

    Zuletzt dienen, wie Eingangs schon erläutert, auch die kroatischen Gemeinden in Österreich beispielhaft für die rechte bis rechtsextreme Tradition dieser. Hier vor allem die Gemeinde in Salzburg zu erwähnen. Diese entsprang rund um Ante Pavelić' Beichtvater Vilim Cecelja und wurde zu einer Drehscheibe der Rattenlinie und unterstützte antijugoslawische terroristische Organisationen, wie in userem Beitrag zur kroatischen Gemeinde in Salzburg nachgelesen werden kann (Link).

    Der Name des Ustaša-Führers Ante Pavelic stand bis 2006 auf der Fassade des "Hrvatski Dom".

    Besucher des "Hrvatski Dom" posieren mit der Büste des Ustaša-Führers Ante Pavelic.

    Bilder von unter anderem Franjo Tudman, Ante Pavelic und Alojis Stepinac hängen im Restaurant des "Hrvatski Dom".

    Plakat des Neonazi-Konzerts das 2007 in den Räumen des "Hrvatski Dom" stattfand.

    Kroatien wird in Melbourne verteidigt: Akteur_innen des Kroatischen Neofaschismus in Australien.

    In diesen Kontext ist auch die eindeutig als neofaschistisch einzuordnende kroatische Gemeinde Melbournes zu setzen, die sich seit mehreren Jahrzehnten um den „Croatian Club Melbourne“ („Australskog Hrvatskog Druztva“, kurz AHD) organisiert. Den Angaben auf der Homepage des Clubs zufolge wurde dieser 1951 von kroatischen Migrant_innen gegründet. Von Anbeginn schmückte das Ustaša-Schachbrett die Räumlichkeiten des Clubs. 1976 wurde schließlich das „Hrvatski Dom“ („Kroatisches Haus“) errichtet. Bis 2006 prangte auf der Fassade unter dem Ustaša-Wappen die Aufschrift „Hrvatski Dom / Dr. Ante Pavelić“ wie am Bild zu sehen ist. Vor wenigen Jahren wurde das Gebäude renoviert, wonach der Name des Ustaša-Führers Pavelić von der Fassade abgenommen wurde. Trotz dieser äußerlichen Veränderung bleibt die Tradition, in der das AHD steht, eindeutig: wie das Foto auf der Homepage des AHD Melbourne beweist, wurde im Eingangsbereich des Hauses eine Büste von Ante Pavelić aufgestellt. Im Restaurant, das sich im „Hrvatski Dom“ befindet, hängt neben einem Bild von Pavelić eines des ersten Präsidenten Kroatiens Franjo Tudjmans und eines des Bischofs Alojzije Stepinac. Letzteres Bild verdeutlicht die katholische Tradition, der sich die nationalistische kroatische Diaspora angehörig fühlt.

    Neben Hochzeiten und Kulturveranstaltungen finden auch Feste und mehr oder weniger umstrittene Konzerte in den Räumlichkeiten des kroatischen Clubs statt. Erwähnenswert ist in diesem Kontext ein Konzert das 2007 im „Hrvatski Dom“ stattfand. Als Antifaschist_innen ein Konzert des australischen Ablegers des „Blood and Honour“ Netzwerks und der „Southern Cross Hammerskins“ zu verhindern versuchten, griff das „Croatian Club Melbourne“ den Neonazis unter die Arme. Kurzum konnte das Memorial-Konzert für den britischen Neonazi und Gründer des „Blood and Honour“-Netzwerks Ian Stuard Donaldson am 13. Oktober 2007 in den Räumlichkeiten des „Croatian Club Melbourne“ stattfinden. Im Bericht von „Blood and Honour“ steht:

    „This year the Melbourne Croatia Social Club were kind enough to host the gig (no point in keeping it a secret now, it was subsequently on the National television news and in the papers and, of course, YouTube). [...] The upshot was that the Croats stayed staunch and ended up telling the antis not-so-politely where to go; another "cunning" Red plan bites them in arse again, haha…“

    Logo von "Croatian Diasporan Voice". Im unteren Bereich ist klar ein stilisiertes Hakenkreuz zu sehen.

    Der "Croatian Club Geelong" läd auf Facebook zu einer Gedenkveranstaltung für den Ustaša-Führers Pavelic ein.

    John Ovcaric gibt auf Facebook seiner Gesinnung freien Lauf.

    Die Moderatorin der Facebook-Seite postet ein Plakat das an die Propaganda des NS-Winterhilfswerk erinnert.

    Die Moderatorin der Facebook-Gruppe postet Neonazi-Propaganda.

    John Ovcaric bekennt sich auf Facebook zu den Ustaša.

    "Croatian Diasporan Voice"

    Ein weiterer Akteur der neofaschistischen Diaspora in Australien ist die Vereinigung „Croatian Diasporan Voice“, die laut Eigenaussage die Interessen der fast 200.000 australischen Kroat_innen vertritt und die kroatische Kultur erhalten soll. Diese veranstaltet eigene Kulturevents und vernetzt sich weltweit mit Gleichgesinnten. Das Logo der Organisation besteht unter anderem aus dem Ustaša-Schachbrett in dessen Hintergrund ein stilisiertes Hakenkreuz zu sehen ist wie am Screenshot unschwer zu erkennen ist. Dies ist ähnlich wie beim „Croatian Club Melbourne“, ein eindeutiger Hinweis auf die ideologische Positionierung der „Croatian Diasporan Voice“ ist. Auch in der Facebook-Gruppe der „Croatian Diasporan Voice“ wird aus der neofaschistischen Ideologie keinen Hehl gemacht. Die vor kurzen in „UNDH – United Nationalist Democratic Croatians“ unbenannte Facebook-Gruppe Zählt ca. 3300 Mitglieder und ist ein Tummelplatz für Ustaša-Apologie, Antisemitismus und Rassismus. Erinnerungen aus dem Kroatienkrieg werden ebenso geteilt wie Bilder von Ustaša-Soldaten, Ante Pavelićs und Karten Großkroatiens.

    Die „Croatian Diasporan Voice“ ist sehr stark in die Kroatische Gemeinde Melbournes sowie Geelongs verankert und organisiert des öfteren Veranstaltungen in deren Räumlichkeiten. Im Dezember 2017 wurde das erste Mal im „Hrvatski Dom“ ein Preis fürs Lebenswerk im Namen der „Croatian Diasporan Voice“ an den Australischen und international anerkannten Künstler Charles Billich verliehen. Diese Preisverleihung deutet auf die breite Akzeptanz und Anerkennung, die die neofaschistische kroatische Gemeinde in Melbourne und darüber hinaus genießt.

    Die „Croatian Diasporan Voice“ veranstaltete zuletzt im ebenfalls rechtsextremen Kroatischen Klub in Geelong eine Veranstaltung unter dem Titel „Croatia Uncensored“. Auf dem Podium saßen der rechtsextreme Željko Glasnović, der Antisemit Tomislav Sunić, der Regisseur der revisionistischen Dokumentation „Jasenovac - Istina“ („Jasenovac – die Wahrheit“) Josip Jurčević und der ebenfalls revisionistische Historiker Jakov Sedlar. Während der Veranstaltung wurden über einen angeblichen Identitätsverlust und eine angebliche kommunistische Verschwörung schwadroniert, was bei solch einer Podiumsbesetzung kaum wundern kann.

    Logo des Fußballklubs "Melbourne Knights FC".

    Auf der Homepage von "Melbourne Knights FC" werden der "AHD Melbourne" und der "AHD Geelong" als Hauptpartner angeführt.

    Ankündigung des Besuchs der Kampfmannschaft des "Melbourne Knights FC" bei einem Picknick im "Croatian Club Ballart".

    Die Ultras vom "Melbourne Knights FC " und "Sidney United" posieren im und außerhalb des Stadions gerne mit Hitlergruß.

    Fußball den Faschisten

    Zuletzt soll der Fußballverein „Melbourne Knights FC“, einer der erfolgreichsten in der ersten Australischen Liga, in den Fokus gerückt werden. Nur zwei Jahre nach dem kroatischen Club als „SC Croatia“ 1953 gegründet, war dieser ein Kristallisationspunkt der kroatischen Diaspora in Melbourne. Das Logo des Clubs ist wie das auf dem kroatischen Haus das Ustaša-Wappen. So ist es wenig überraschend, dass der Club zu einem kroatisch-nationalistischen Bezugspunkt für die Kroatische Diaspora in und rund um Melbourne wurde.

    Die Politische Ausrichtung des Fußballclubs zeigt sich auch heute noch klar und deutlich darin, dass der AHD Melbourne und der AHD Geelong als „Principal Partners“ auf der Website des Clubs angeführt werden und am Logo des AHD Melbourne auf dem rechten Ärmel des Trikots der Spieler. Zuletzt besuchte die erste Mannschaft der Melbourne Knights am 26. Januar 2019 anlässlich des „Australia Day“ ein gemeinsames Picknick der AHD Melbourne und Geelong im „Croatian Club Ballart“.

    Gleichzeitig ist die größte Ultras-Gruppe des FC Melbourne Knights eindeutig als neofaschistisch einzuschätzen. Hakenkreuzsprayereien in der Nähe des Stadions und Gruppenfotos mit Hitlergruß zeigen eindeutig, wo die Gruppe MCF steht. Jedes Jahr treffen sich der „Melbourne Knights FC“ und der „Sydney Unites FC“ zum Freundschaftsspiel. Dabei verdeutlichen die Fans die nationale Einheit der kroatischen Diaspora: zwei rechte nationalistische Fußballclubs und die dazugehörige neofaschistischen Fangruppen zeigen, dass sie zwar in den Farben getrennt, jedoch politisch auf einer Linie stehen.

    Foto der offiziellen Besucher_innen-Pässe die die Gruppe rund um John Ovcaric für das Ustaša-Treffen 2018 bekommen haben.
    Foto des Treffens zwischen den Neofaschistischen Besucher_innen aus Australien und dem "Bleiburger Ehrenzug" nach dem Ustaša-Treffen 2018.

    Zurück von der Europareise posieren John Ovcaric und Darko Darryl Orec mit einer NDH-Fahne.

    Bleiburg ruft!

    Die neofaschistische kroatische Diaspora in Australien konnte vergangenes Jahr nicht in Bleiburg fehlen. So reiste der Neofaschist und Vizepräsident der „Croatian Diasporan Voice“ John Ovcaric zum Loibacher Feld/ Libuško Polje. Hier erschien er mit offizieller Einladung des Bleiburger Ehrenzuges wie auf einem von ihm veröffentlichten Foto anhand der darauf zu erkennenden Pässe der Organisatoren zu erkennen ist. Abschließend wurde er vom Verein zu einem gemeinsamen Essen eingeladen wie auf dem Screenshot zu sehen ist. So nutze die kroatisch-australische Delegation rund um Ovcaric und die Ustaša-Nostalgiker des „Bleiburger Ehrenzuges“ die Gelegenheit um sich zu vernetzen. Auch der Vorsitzende des Grazer Ablegers der neofaschistischen Kleinstpartei HČSP Vedran Radusić ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, sich im Schatten des Bühne am Loibacher Feld/Ljibuško Polje mit Ovcaric zu treffen.

    Die Kontakte zwischen den Australischen Besucher_innen und den Organisatoren des Ustaša-Treffens in Bleiburg/Pliberk beschränken sich nicht auf den Besuch ersterer im Mai 2018, sondern werden auch abseits davon gepflegt. Uns liegen Screenshots und Fotos vor in denen die Neofaschisten John Ovcaric und Darko Darryl Orec im September 2018 zu Besuch beim Mitglied des „Bleiburger Ehrenzuges“ Zelimir Kuzatko zeigen. Sowohl Ovcaric als auch Orec können als Neofaschisten bezeichnet werden wie das foto belegt, auf dem sie mit einer NDH-Fahne posieren. Kuzatko ist darüber hinaus selber Mitglied in der Facebook-Gruppe der „Croatian Diasporan Voice“ in der er auch selber aktiv ist. Ebenfalls in der Gruppe aktiv ist wenig überraschend der Vorsitzende der Grazer HCSP und Mitorganisator des Ustaša-Treffens in Bleiburg/Pliberk Vedran Radusic.

    Anhand dieses Beispiels zeigt sich erneut, wie die neofaschistischen Umtriebe am Bleiburger Treffen nicht Einzelfälle sind, sondern vom „Bleiburger Ehrenzug“ und seiner Einladungspolitik aktiv gefördert werden.