Hochpolitisches Opfergedenken Etwa 12.000 Kroaten und bosnische Kroaten kamen Samstag auf das Loibacher Feld bei Bleiburg – ein Meer in Rot-Weiß. Nicht nur, dazwischen sehr viel Eindeutiges, sehr viel Schwarz, sehr viel martialische Symbolik. Die Feier, offiziell von der kroatischen Katholischen Kirche veranstaltet und im kroatischen Fernsehen übertragen, war so, wie sie (weitgehend unbeachtet) seit vielen Jahren stattfindet: eine Mischung aus Glauben, Gedenken, Nationalismus und offen demonstriertem extrem rechten Gedankengut. Etwas war anders: die Präsenz des Staates. Bezirkshauptmann Gert Klösch als behördlicher Einsatzleiter, Staatsanwalt Marcus Pacher für kurzfristige Zugriffe, die Polizei mit 300 Beamten unter Polizeichefin Michaela Kohlweiß, das Landesamt für Verfassungsschutz mit Helmut Mayer an der Spitze, Hubschrauber, Einsatzeinheiten, private Security, kroatische Polizei und viele mehr. Das führte zu weniger Zwischenfällen. Želimir Puljić, Erzbischof von Zadar und Vorsitzender Bischof Kroatiens, predigte über „Kommunismus und Faschismus als zwei gottlose Ideologien“. Sieben Festnahmen gab es, die eine oder andere Beschlagnahmung verbotener Symbole, zweimal der „Hitlergruß“. Zuvor – am Friedhof – war es anders, rechter, eindeutiger. Die unzähligen Gestalten in Schwarz, beispielsweise mit der Fahne der rechtsextremen HSP-Partei, waren wegen der Politiker da. Und wegen des Treffens mit Gleichgesinnten. Die Choräle und Predigten, die Nonnen und Geistlichen, sie konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Bleiburg und Loibach ein hochpolitisches Treffen ist – das wir auch nicht mehr loswerden. Hier auf dieser grenznahen Wiese wird Glauben gelebt und Nationalismus gepflegt. Seriöse Aufbereitung der eigenen Geschichte, auch wenn’s weh tut, sieht eindeutig anders aus. Fritz Kimeswenger, Krone, 13.Mai 2018, S. 20