Bleiburg/Pliberk als Vernetzungstreffen der extremen Rechten

    Ähnlich wie der Akademikerball im freiheitlich-rechtsextremen und burschenschaftlichen Milieu bietet die Gedenkveranstaltung am Loibacher Feld/Libuško polje die Bühne der Selbstdarstellung und der Erfüllung nationalistischer Rituale. Wie im Fall des rechtsextremen Balls oder auch des nicht allzuweit entfernt stattfindenden Ulrichsbergtreffens liegt auf der Hand, dass eine Vernetzung im Zeitraum rund um das Treffen stattfindet.
    Unter dem Deckmantel einer revisionistischen Gedenkveranstaltung finden in Bleiburg/Pliberk jährlich Personen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten, Religionen und Gesinnungen zusammen um in antikommunistischer Eintracht den kroatischen Faschismus und mit ihm den Nationalsozialismus zu relativieren und rehabilitieren. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass im selben Zelt ein Priester genauso Platz findet wie ein Neonazi, der es sich nicht nehmen lässt hin und wieder durch einen Hitlergruß klar zu machen was die eigentliche Substanz des Treffens ist. Kaum ein anderes Treffen verdeutlicht mehr als dieses wie falsch es ist, von einer Unvereinbarkeit der sogenannten „Mitte der Gesellschaft“ mit der extremen Rechten auszugehen. Dabei ist aber anzumerken, dass bereits die Geschichte – hier konkret die enge Kollaboration der Katholischen Kirche Kroatiens mit dem faschistischen NDH-Staat – gezeigt hat, wie verwoben Religion und seinen Strukturen mit den Nationalismus und Rechtsextremismus sein kann. Eine strikte Trennung zwischen den Personen, die den Gottesdienst am Feld besuchen, und den Neonazis, die sich in den Zelten nationalsozialistisch wiederbetätigen, ist daher schwierig.
    In diesem Beitrag soll die Ustaša-Gedenkveranstaltung als Vernetzungsplattform für rechte, rechtsextreme und neonazistische Akteur*innen beleuchtet werden. Dafür werden einzelne Beispiele herausgenommen und ausführlicher erläutert. Die Dimensionen des Treffens und die Vielzahl an unterschiedlichen politischen Gruppierungen, Parteien und Einzelpersonen machen es notwendig die Verbindungen und Zusammenhänge in einzelnen Abschnitten zu beleuchten. Zu Beginn werden die Verbindungen des organisierenden Vereins des Ustaša-Gedenkens, des „Bleiburger Ehrenzug“, mit der Kärntner Abwehrkämpferbund und dem Kärntner Heimatdienst ausgeführt. In weiterer Folge soll die Beteiligung von FPÖ-Politiker*innen erläutert werden, um dann über den Revisionisten Rulitz zur neonazistischen kroatischen Partei HCSP und weiter zu den ungarischen 64 Gespanschaften (HVIM) zu kommen. Schließlich soll auf die Beteiligung von (deutschen) Neonazis aus dem Spektrum vom Blood & Honour Netzwerk eingegangen werden.

    In völkischer Eintracht: der „Bleiburger Ehrenzug“, die „Ulrichsberggemeinschaft“, der „Kärntner Heimatdienst“ und die deutschnationalen Burschenschaften

    Der Bleiburger Ehrenzug (PBV) weist Parallelen zur Ulrichsberggemeinschaft (UBG) auf: Beide Organisationen ähneln sich
    • in ihrer politisch rechten und nationalen Ausrichtung,
    • in ihrer Zielsetzung einer revisionistischen und den NS-relativierenden Erinnerung. Diese gilt ausschließlich den "gefallenen" Angehörigen kriegsverbrecherischer Waffenverbände wie der (Waffen-)SS oder der Ustaša-Verbände,
    • in ihren Aktivitäten, Gedenkveranstaltungen zu organisieren, die unter dem Deckmantel „aller Opfer“ FaschistInnen und NationalsozialistInnen rehabilitiert,
    • in ihrer Gründungsgeschichte, wurden doch beide von ehemaligen Angehörigen der Streitkräfte des jeweiligen faschistischen Regimes gegründet und geführt.
    • Schlussendlich benützen beide Vereine das Deckmäntelchen einer "kirchlichen Feier" im Aufteten gegenüber Medien und Behörden.
    Ustaša-Gedenkstein im Ehrenhain des Ulrichbergs
    Im Fall des Ehrenzuges waren die Gründungsmitglieder ehemalige Angehörige der Ustaša und Domobrani (darunter Nikica Martinović, Ilija Abramović, Petar Hrstić, Jakov Radoš, Josip Đakić, Halil Dedić, Mirko Karašić, Ante Mašinković, Ante Samovojska, Tomislav Duk, Omer Vrabac, Adem Delić, Ibrahim Pjanić) (vgl. posavski-vremeplov.com). Die Ulrichsberggemeinschaft wurde von ehemaligen Angehörigen der (Waffen-)SS gegründet. Von Beginn an pflegten die beiden Organisationen Kontakt zueinander. So gibt es eine Tafel für die gefallenen kroatischen NDH-Soldaten im Ehrenhain am Ulrichsberg/Šenturška gora, so wie davor niedergelegte Kränze, was beides auf den Fotos zu sehen ist. (vgl. derstandard.at) Aufgrund der Tafel im Ehrenhein und der mehrfach während der Gedenkfeiern abgelegten Kränze muss davon ausgegangen werden, dass der Bleiburger Ehrenzug kein seltener Gast der Gedenkveranstaltungen am Ulrichsberg war.
    Idenitätren-Logo auf dem Pulli eines Patrioten (Bleiburg/Pliberk 2017)
    Darüber hinaus hielt 2013 der kroatische Rechtsextreme Tomislav Sunić am Ulrichsberg/Šenturška gora eine Rede, wie auch auf einem der Bilder zu sehen ist. Tomislav Sunić, der im Februar 2016 bei den neofaschistischen Kärntner „Identitären“ als Redner auftrat (vgl. doew.at), wird vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes als fanatischer Rassist und weißer Nationalist alter Schule bezeichnet (vgl. doew.at). Dies zeugt von der Vernetzung der österreichischen mit der kroatischen extremen Rechten – von der Ulrichsberggemeinschaft bis zu den „Identitären“.

    Umgekehrt besuchen auch Angehörige der deutschnationalen kärntner Vereine die Ustaša- Gedenkveranstaltung am Loibacher Feld/Libuško polje. Fotos von 2017 zeigen Willi Überfellner, Funktionär des Kärntner Abwehrkämpferbunds und FPÖler und von Burschenschafter Peter Mussi (Akademische Sängerschaft Tauriska zu Klagenfurt) beim bleiburger Treffen und zeugen von Kontakten zwischen den deutschnationalen in Kärnten/Koroška und ihrem kroatischen Pendant. Im Jahr 2015 zogen Vertreter der Kärntner Heimatdienstes sogar mit einem Kranz bei der Prozession zum Loibacher Feld/Libuško polje mit. (vgl. meinbezirk.at) So kann behauptet werden, dass die meisten deutschnationalen und rechtsextremen Vereine in Kärnten/Koroška kaum Berührungsängste mit der kroatischen extremen Rechten haben. Näheres zu deutschnationalen Verein in Kärnten/Koroška kann im dazugehörigen Beitrag auf diesem Blog nachgelesen werden.

    Die freiheitliche Kollaboration mit der kroatischen Nation

    Die FPÖ positioniert sich am Balkan ambivalent: Auf der einen Seite sorgen hochrangige Freiheitliche, wie Johann Gudenus und Heinz-Christian Strache, wiederholt wegen ihrer Sympathien für den serbischen Nationalismus und für die Nähe zum Präsidenten der Republika Srpska, Milorad Dodik, für Aufsehen. Auf der anderen Seite scheint die FPÖ keine Berührungsängste mit dem kroatischen Nationalismus, der historisch und aktuell dem serbischen entgegengesetzt und feindlich gegenübersteht, zu haben. So beteiligte sich z.B. 2013 und 2014 die damalige Nationalratsabgeordnete und 'Vertriebenensprecherin' der FPÖ, die heutige Dritte Nationalratspräsidentin, Anneliese Kitzmüller, am Ustaša-Gedenken. Hier war sie nicht als unbekannte Besucherin anwesend, sondern durfte in ihrer Funktion in der ersten Reihe neben höchsten Kroatischen Politiker*innen sitzen und zudem eine Rede halten. 2015, nach dem Treffen, verglich Kitzmüller in einer Presseaussendung Bleiburg mit dem Genozid an den Armeniern (vgl. APA-OTS FPÖ). Damit vermischte sie einen systematischen Genozid mit dem Ermorden von großteils Angehörigen und Vertretern eines faschistischen Regimes. Die Strategie der Legitimierung von dem Gedenken an vielfach ehemalige faschistische und mit dem Nationalsozialismus kooperierende Täter über die Gleichsetzung mit Genoziden, ist eine klar revisionistische.
    Auch der für die FPK dritte Präsident des Kärntner Landtages, Josef Lobnig (FPK), war immer willkommener Gast beim Treffen. Bereits am 17.11.2012 nahm er an einer Gedenkveranstaltung zu Ehren faschistischer Kampfverbände am Loibacher Feld/ Libuško polje, gemeinsam mit Kroatischen Politikern, dem Bleiburger Ehrenzug, dem Verein der Kärntner Windischen und dem rechtsrevisionistischen Historiker Florian Rulitz, teil. Im Mai 2013 durfte er sogar eine Rede vom Altar halten. Während dieser Rede betonte er die jahrelangen Bemühungen der Kärntner Behörden zur Absicherung und Ermöglichung des reibungslosen Ablaufs eines der größten rechtsextremen Treffen Europas. Außerdem bezeichnet er die „Massaker von Bleiburg“ als „schwerste Verbrechen an der Menschheit“ der „Nachkriegsgeschichte“ und lobte die Forschungen des Revisionisten Florian Rulitz, auf den gleich näher eingegangen wird.
    Eine Verbindung der FPÖ/BZÖ/FPK mit dem kroatischen Nationalismus soll zuvor noch hervorgehoben werden. 2008 bekam das große, rechtsextreme Treffen in Bleiburg/Pliberk erstmals in Österreich größere (Medien-)Aufmerksamkeit (die danach erstmal wieder abflaute) – nämlich in Verbindung mit dem Auftrittsverbot von Marko Perković bzw. der darauffolgenden persönlichen Einladung, des damaligen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haiders, gemeinsam ein Spiel der Männer-Fußball-Europameisterschaft in Klagenfurt/Celovec anzuschauen. (vgl. derstandard.at) Zur selben Zeit bekam der kroatische Fußballverband wegen dem Zeigen von Ustaša-Symbolen durch Fans am 20. Juni in Wien beim Viertelfinale gegen die Türkei eine UEFA-Strafe von umgerechnet ca. 12.500 Euro (vgl. diepresse.at; derstandard.at). Aufmerksamkeit bekam Haiders Geste der Einladung, da das Auftrittsverbot mit der faschismus-verherrlichenden Ideologie der Band zusammenhing. Marko Perković verwendet den Namen Thompson, welcher der Name der von ihm während des Kroatienkrieges verwendeten Maschinenpistole ist. Seine Band kam unter anderem damit weltweit in die Schlagzeilen, da sie ein Ustaša-Lied, in welchem die Tötung von Serb*innen und Jüd*innen im KZ Jasenovac verherrlicht wird, auf ihren Konzerten sangen. Thompson ist nicht nur ein gerne am Loibacher Feld/Libuško polje gesehener Gast, sondern auch Star vieler weiterer Teilnehmer*innen des Treffens. Aktuell ist er in den kroatischen Medien vertreten, da er vor Gericht stand mit seinem 1991 erschienenen Lied Bojna Čavoglave“, in welchem „Za dom spremni“ ein wichtiger Textteil ist. Er wurde am 02.05.2018 als nicht schuldig gesprochen.

    Der Revisionismus ist ein Meister aus Kärnten: der Geschichts(um)schreiber Florian Rulitz.

    Florian Rulitz ist seit Jahren ein wichtiger Gast am Loibacher Feld/Libuško polje. Seine Kontakte von der FPÖ bis in die kroatische extreme Rechte und seine publizistische Tätigkeit, machen ihn zu einer Schlüsselfigur des Bleiburger Gedenkens. 2011 promovierte Rulitz an der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt/Celovec mit einer Dissertation zum Thema der Partisanengewalt. Sein Werk gilt für Nationalist*innen und Revisionist*innen in Kroatien, Österreich und darüber hinaus als Standardwerk um den „Mythos Bleiburg“ zu belegen. Bei einem näheren Blick auf die Person Florian Rulitz und seinen politischen Hintergrund, verwundert es nicht, dass seine Geschichtsschreibung eine rechts-revisionistische ist.
    In seiner Jugend sorgte Rulitz als stellvertretender Landesvorstand des Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ) für Aufsehen, als 2002 sein Eintrag im Gästebuch der neonazistischen Heimattreuen Deutschen Jugend bekannt wurde. Diese Organisation wurde 2009 aufgrund der Verbreitung von „rassistische[m] und nationalsozialistische[m] Gedankengut“ verboten. (vgl. BMI; doew.at). Anfang 2012 wurde öffentlich, dass jemand auf den Namen "Florian Rulitz" in einem Versandhaus für Neonazi-Bekleidung und sonstige rechtsextreme Standardausstattung mehrere T-Shirts bestellt hat. Rulitz bestritt daraufhin öffentlich je bei diesem Neonazi-Versandhaus bestellt zu haben. (vgl. Kleine Zeitung: Historiker bewegte sich 'im Dunstkreis von Neonazis', 18.1.2012; Link)
    Kameradschaftsabend im Vorprogramm der Ulrichsbergfeier 2014 (Marinekameradschaft Klagenfurt, Hermann Kandussi spricht, dahinter Herr Fister): Im linken Kreis der kärntner Historiker Florian Rulitz, gleich daneben, im rechten Kringel, der Leipziger Neonazi Nils Larisch.
    Auch mit den deutschnationalen Vereinen in Kärnten/Koroška pflegt er regelmäßig Kontakt. Besonders hervorzuheben ist sein Besuch eines geheimen Vortreffens der Marinekamaradschaft Klagenfurt im Rahmen des Ulrichsbergtreffens 2014, also zu einem Zeitpunkt als das Treffen aufgrund des öffentlich problematisierten Rechtsextremismus nur mehr in kleiner Runde stattfand. Gemeinsam mit ihm waren an dem Abend auch der Leipziger Neonazi Nils Larisch sowie eine Vielzahl weiterer Rechtsextremer (vgl. u-berg.at). Aber auch sonst wird er besonders häufig im Kreise deutschnationaler Vereine begrüßt und von ihnen als „Experte“ eingeladen. Ein kleiner Blick in seinen Terminkalender.
    Am 4. November 2012 hielt Rulitz die Festrede für den Bezirkstag der 'Kärntner Landsmannschaft' (vgl. meinbezirk.at). Vom 'Verein der Kärntner Windischen' wurde der rechte Geschichtsschreiber wiederholt bei Veranstaltungen willkommen geheißen, wie zum Beispiel bei deren Sommerfest im Juni 2014 in Edling (vgl. meinbezirk.at) oder beim Sommerfest am 20. August 2016 in Pribelsdorf (vgl. Link). Mit dem deutschnationalen 'Kärntner Heimatdienst' pflegt Rulitz engen Kontakt, so besuchte er im Mai 2015 mit dessen Obmann-Stellvertreter und mit Vertretern der rechten slowenischen Partei SDS das Ustaša-Treffen am Loibacher Feld/Libuško polje. Danach gingen sie gemeinsam in die Mochoritsch Griffen-Rast (vgl. meinbezirk.at).
    Rulitz begrüßt während der Ustaša-Feier im Jahr 2017 eine Gruppe Grazer HCSP-Funktionäre (Bleiburg/Pliberk 2017)

    Im April 2016 hielt Rulitz einen Vortrag über die „Verbrechen von Bleiburg“ während des konstituierenden Treffens der Grazer Sektion der Neofaschistischen Partei HCSP (Kroatische pure Rechtspartei), die sich offen zum Ustaša-Staat bekennen und die Verbrechen an Rom*nja und Serb*innen sowie die Beteiligung an der Shoah verteidigen und gutheißen (vgl. fenix-magazin). Vertreter dieser Partei traf Rulitz 2017 auch am Loibacher Feld/Libuško polje, wie auf den nebenstehenden Fotos zu sehen ist. Somit ist davon auszugehen, dass es auch nach dem Vortrag weiterhin Kontakt mit den Ustaša-NostalgikerInnen aus Graz gab. Dass es sich beim Grazer Ableger der HCSP, wie bei der Mutterpartei, um eine neofaschistische Partei handelt, zeigen die Facebook-Postings des Vorsitzenden Vedran Radušić, der offen den faschistischen Gruß „Za dom spremni“ („ZDS“) und das NDH-Wappen verwendet. Zudem wünschte dieser am 10. April dem neofaschistischen 9. Bataillon - der vor kurzem wegen eines Aufmarsches in Split für Aufsehen sorgte (vgl. balkaninsight.com) - alles Gute.

    Ebenfalls am 10. April konnte sich der Neofaschist und Ustaša-Apologet Radušić nicht nehmen lassen seinen Bekannten alles Gute zum Gründungstag des NDH-Staats zu wünschen. Laut einem Artikel auf der Homepage der HCSP war Vedran Radušić in der Vergangenheit Mitglied eines Ablegers der HDZ in Österreich und Vorstand der Kroatischen Katholischen Mission in Klagenfurt, was die Überschneidungen der Kroatischen Katholischen Kirche auch mit der Extremen Rechten nochmal verdeutlicht. Weiters steht im eben genannten Artikel auch, dass Radušić enge Kontakte zum Bleiburger Ehrenzug pflegt und an der Organisation des Bleiburger Treffens beteiligt war. Hiermit ist erneut belegt, dass neofaschistische BesucherInnen am Loibacher Feld/Libuško polje oftmals offiziell teilnehmen und teilweise in der Planung des Treffens selber eingebunden sind. (vgl. HCSP.hr)

    HCSP, HVIM und mehr – die internationale Vernetzung nationalistischer Gruppierungen

    Im Folgenden soll anhand der eben erwähnten HCSP gezeigt werden, wie eine kroatische Kleinstpartei, die aus der kroatischen Neonaziszene entstanden ist, sich europaweit vernetzt und wie sie in Bleiburg/Pliberk auftritt. Die neofaschistische „Kroatische Pure Rechtspartei“ (Hrvatska cista stranca prava, HCSP) wurde 1992 nach Vorbild der 1904 gegründeten gleichnamigen Partei gegründet und steht laut Eigenaussage im Erbe einer der Schlüsselfiguren des kroatischen Nationalismus Ante Starčević. So ist es offizielle Parteilinie den NDH-Staat und den Ustaša-Führer Ante Pavelić zu ehren. Das NDH-Wappen und der faschistische Gruß „Za dom spremni“ auf ihren Fahnen verdeutlichen die Tradition, in der sich die Partei selber verortet. Die HCSP ist zwar im Parlament nicht vertreten, zeigt jedoch eine rege außerparlamentarische Aktivität in Kroatien wie auch in der kroatischen Diaspora europaweit.
    Angehörige verschiedener HCSP-Gruppierungen posieren 2010 während der Ustaša-Feier in Bleiburg/Pliberk
    Angehörige einer HCSP-Gruppierung führen 2014 ein Transparent mit sich dass den Opfer des "alliierten und kommunistischen Massenmordes" gedenkt. Auf dem Transparent sind zudem die Fahnen Fahne des NDH-Staates (rechts unten) und die Farben der Reichsfahne des deutschen Reichs (links unten) zu sehen.
    Der "Voorpost" ist eine rechtsextreme Organisation in den Niederlanden und Belgien (Flandern). Sie waren über Jahre Ehrengäste der Ulrichsberggemeinschaft und wurden immer als die "flämischen Waffenbrüder", womit die flämische SS-Division gemeint ist, am Ulrichsberg herzlich begrüßt. (Ulrichsberg 2007)

    Die HCSP pflegt Kontakte mit der neofaschistischen Untergrundorganisation Hrvatski Nacionalisti („Kroatische Nationalisten“), mit denen sie 2009 gemeinsam eine Demonstration gegen den Zagreb-Pride organisierten und denen sie ihre Partei-Räumlichkeiten zur Verfügung stellten. Ausserdem organisierten sie 2010 gemeinsam ein Rechtsrockkonzert in Krilevci (vgl. libcom.org; AIB). Die Hrvatski Nacionalisti wurden 2008/2009 gegründet und speisten sich aus Neonazis des kurz zuvor verbotenen kroatischen Blood&Honour Ablegers. B&H Kroatien wurde am 4.10.2004 gegründet, hatte Divisionen in Rijeka, Pula, Zagreb und Osijek. Insgesamt waren zwar nur ein paar dutzend Neonazis in B&H Kroatien organisiert, diese waren und sind aber gut nach Slowenien und Ungarn vernetzt. Auch die HCSP ist international vernetzt – vor allem mit der verbotenen ungarischen Neonazigruppe der 64 Gespanschaften (Hatvannégy Vármegye Ifjúsági Mozgalom, HVIM), der neofaschistischen Jobbik Partei, dem neonazistischen „Bulgarischen Nationalbund“ (Vutreshno-makedonska revultsionna orgnizatsija, VMNO), der rechtsextremen „Französischen Erneuerung“ (Renouveau Francais) und dem rechtsextremen flämischen Voorpost. (vgl. Belltower; fes.de) Letztere Gruppierung hat des öfteren schon am Ulrichsbergtreffen teilgenommen, wie in den Fotos anbei zu sehen ist.
    Die HCSP ist nicht nur in Kroatien tätig sondern auch in der kroatischen Diaspora in ganz Europa. So gibt es Ableger dieser Kleinstpartei unter anderem in Österreich, der Schweiz und Deutschland. In Bleiburg treten Mitglieder der verschiedenen Ableger gemeinsam auf, wie am Foto zu sehen ist, auf dem Mitglieder aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und aus Bosnien Herzegowina posieren. Dass sich die Mitglieder in den Ablegern auch mit der lokalen Neonazi- und rechtsextremen Szene vernetzen ist anhand des Transparentes belegbar, das von Mitgliedern der HCSP während der Prozession zum Loibacher Feld/Libuško polje mitgetragen wurde. Im Screenshot von einem Video ist auf dem Transparent neben der Fahne des faschistischen NDH-Staats auch die Reichsflagge des Deutschen Reiches zu sehen ist.
    Da die HVIM das Treffen am Loibacher Feld/Libuško polje zumindest 2008 besuchten, ist hier jetzt vor allem diese Vernetzung von Interesse.

    HCSP HVIM Jobbik

    Die Kontakte und Vernetzung der HCSP nach Ungarn haben sich in den letzten Jahren stark intensiviert. Gemeinsame Auftritte auf Thompson-Konzerten, Gedenkmärschen oder Demonstrationen verdeutlichen die Bemühungen enge Kontakte mit Ungarischen neofaschistischen Gruppen und Parteien zu knüpfen. Hier vor allem mit der HVIM und Jobbik. Die 64-Komitate-Jugendbewegung (HVIM) ist eine neonazistische ungarische Gruppe die 2014 wegen militanten Aktionen gegen Roma und Romnja und Migrant_innen aufgefallen ist. Außerdem nimmt diese Gruppe regelmäßig an der neonazistische Demonstration anlässlich des „Tags der Ehre“ teil (vgl. doew.at) und wurde zuletzt am 14.04.2018 in Dortmund bei einem Neonaziaufmarsch gesichtet. (vgl. flickr) Die Jobbik hingegen ist eine neofaschistische ungarische Oppositionspartei. Dass sowohl die HVIM und die Jobbik mit der Akademischen Burschenschaft Olympia vernetzt sind zeigt sei hier nur am Rande angemerkt. Die gemeinsame Teilnahme der HCSP, HVIM und Jobbik an Gedenkmärschen zeigt die Bemühung historische Anknüpfungspunkte zu schaffen um vermeintliche nationale Gemeinsamkeiten Kroatiens und Ungarns zu konstruieren, obwohl die beiden Nationalismen in punkto territorialer Ansprüche entgegengesetzte Positionen vertreten.
    12. Dezember 2008: VertreterInnen der HVIM und HCSP besuchen gemeinsam ein Konzert vom neofaschistischen kroatischen Sänger Thompson im ungarischen Szomathely. Sie fielen dadurch auf, dass sie ein Transparent zeigten das die Kroatisch-Ungarische Freundschaft besiegeln sollte. Auf dem Trasparent stand “Eine Krone, zwei Nationen – ungarisch-kroatische Bruderschaft“. Laut Berichten reisten zahlreiche BesucherInnen aus Wien und Graz an. (vgl. Link) 2009 nahm eine Delegation der HVIM am Bleiburger Treffen teil und trat mit Fahnen auf wie im Foto zu sehen ist, so wird verdeutlicht dass diese Neonazis nicht in incognito am Feld waren sondern für alle sichtbar. (vgl. Link) 20. Mai 2010: Protestierten die HCSP, HVIM und die Jobbik gemeinsam gegen die Verurteilung der kroatischen Generäle Gotovina und Markac im ungarischen Gödöllő. (vgl. Link) 26. Dezember 2012, 25. November 2013, 23. November 2014: VertreterInnen der HCSP, HVIM und Jobbik nahmen an einem Gedenkmarsch jeweils in Szenentlazlo, Szenentlazlo und Kórŕgy bzw. Szenentlazlo und Vukovar teil. (vgl. Link sowie Link) 3. Oktober 2014 VertreterInnen der HVIM und HCSP besuchen gemeinsam an einem Konzert vom neofaschistischen kroatischen Sänger Thompson im ungarischen Pecs. Erneut tragen sie das Transparent mit der Aufschrift “Eine Krone, zwei ationen – ungarisch-kroatische Bruderschaft“ mit. Laut berichten reisten zahlreiche BesucherInnen aus Wien und Graz an. (vgl. Link)
    Die Fokussierung dieses Beitrages auf die HCSP soll nicht darauf hindeuten, dass diese die einzige neofaschistische Partei oder Gruppierung sei, die das Bleiburger Treffen jährlich besucht. Unter anderem sind auch weitere neofaschistische Parteien wie die „Hrvatska Stranka Prava“ (Kroatische Partei des Rechts, HSP), die „Hrvatski Nacionalni Front" (Kroatische Nationale Front, HNF) oder der neofaschistische Veteranenverband Hrvatski Vojnički Red (H.V.R.) unter der Vielzahl an neofaschistische BesucherInnen zu finden. Letzterer konnte es sich 2017 nicht nehmen lassen mit Polizisten vor Ort zu posieren.

    Auf der Blutspur: Blood&Honour am Feld.

    Bereits Platz in diesem Artikel gefunden, möchten wir noch einmal näher auf Neonazis aus dem Blood&Honour (B&H) Netzwerk oder seinem Umfeld, die das Ustaša-Treffen besuchen, eingehen. Gingen wir weiter oben auf den kroatischen Ableger ein, wollen wir nun etwas näher auf den deutschen und den österreichischen Ableger eingehen.
    Neonazi-Kader Markus Frntic auf der Ustaša-Feier in Bleiburg/Pliberk (2012)
    Neonazi-Kader Markus Frntic auf der Ustaša-Feier in Bleiburg/Pliberk (2012)
    Das Ustaša-Treffen am Loibacher Feld/Libuško polje wurde 2012 von einer Hand voll Neonazis aus dem Umfeld von Markus Frntic besucht. Markus Frntic war 1996 noch Anführer des Ku-Klux-Klans und spätestens ab 1997 Chef der württembergischen B&H-Sektion. Szeneintern als Combat 18-Mann bekannt gründete Frntic nach dem Verbot von Blood&Honour die Neonazi-Gruppe „Furchtlos und Treu“. Im Zuge von Razzien bei Furchtlos und Treu-Mitgliedern stellte die Polizei u.a. große Mengen an Munition und Sprengstoff sicher. Ein Foto zeigt Frntic gemeinsam mit dem B&H-Kassenwart Marcel Degner, der unter Verdacht steht für die rechtsextreme Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) Geld gesammelt zu haben und mit Thomas Starke, Polizei-Informant und Geliebter von Beate Zschäpe (vgl. Stuttgarter Nachrichten) Mit von der Besuchergruppe rund um Frntic war auch Alexander S., württembergischer Sektionsleiter der 2016 vom deutschen Innenministerium verbotenen neonazistischen „Weiße Wölfe Terrorcrew“, WWT, und Vorsitzender des Rems-Murr-Kreisverband der Nationaldemokratischen Deutschen Partei, NDP. (vgl. Stuttgarter Nachrichten sowie AIB)

    Im Jubiläumsjahr 2015 nahm auch der Wiener Neonazi Gregor Tschenscher zusammen mit Kameraden aus Wien am Bleiburger Ustaša-Treffen teil. Tschenscher war Mitbegründer und Mitglied des wiener Ablegers des Blood&Honour Netzwerks, ist mit der kroatischen und österreichischen Neonaziszene vernetzt und war bereits für die FPÖ als Ordner bei verschiedenen Veranstaltungen tätig. (vgl. oe24) 2015 nahmen er zusammen mit Wiener Kameraden an der Feier teil, zumindest zwei haben im Nachhinein davon ihre Erinnerungsfotos freundlicherweise veröffentlicht.

    Die hier angeführten Beispiele von Teilnehmenden aus dem Blood&Honour Spektrum sind bisher die einzigen, die an die Öffentlichkeit geraten sind. Es ist jedoch davon auszugehen, dass BesucherInnen österreichische und deutsche Neonaziszene bereits öfters die Veranstaltung am Loibacher Feld/Libuško polje besuchten.

    Anhand dieser hier beleuchteten Auswahl an AkteurInnen aus der europäischen extremen Rechten die am Bleiburger Ustaša-Treffen teilnehmen kann behauptet werden dass von der Ebene der OrganisatorInnen bis hin zu den Zahleichen TeilnehmerInnen das Loibacher Feld/Libuško polje als Vernetzungsmöglichkeit dienst. Angefangen vom rechtsextremen Bleiburger Ehrenzug hin zur FPÖ, der HCSP und dem Neonazinetzwerk „Blood & Honour“ untermauert die Teilnahme eines breiten Spektrums an Rechtsextremen Personen, Gruppen und Parteien am Feld die These des Doumentationsarchiv, dass es sich um das „größte[...] Neonazitreffen in Europa“. (vgl. derstandard.at)

    Wohlgemerkt wurde hier nur ein Bruchteil des faschistische Sumpfes beleuchtet der jährlich in Bleiburg/Pliberk aufläuft. Die Thematisierung der Verbindungen der kroatischen katholischen Kirche, der kroatischen Regierungspartei HDZ und der Vielzahl an kultureller Vereine in Österreich und Deutschland mit neofaschistischen und rechtsextremen AkteurInnen hätte hier zwar den Rahmen gesprengt, bleibt jedoch ein in Angriff zu nehmendes Thema.